MUSIK RETTET – eine Winterreise in die Kriegsgebiete
Anfang Januar reisten die Freiwilligen Musiker Marina und Roman in Begleitung von Militärärztin Snezhana in die ATO-Zone. Innerhalb einer Woche spielten die beiden Musiker insgesamt 11 Konzerte – in Slowjansk, Kramatorsk, Severodonezk, Konstantinovka, Druzhbivka und an der Frontlinie nahe Trochizbenka.
Fotobericht HIER
Die Bedingungen waren nicht einfach – die Außentemperaturen lagen bei -10 bis -28, viele der Räume waren nicht oder nur spärlich beheizt, die Straßen stark vom Krieg beschädigt und vom Schnee und Eis bedeckt. Am stärksten litt unser Auto – auf einem Landweg nahe der Frontlinie verloren wir halbe Stoßstange und auf dem Rückweg platzte der Hinterreifen.
Doch die glücklichen Gesichter der Zuhörer und die Dankbarkeit und Herzlichkeit, mit der man uns empfing entschädgten alle unsere Strapazen. Wir haben miterleben dürfen, wie die Musik Seelen heilt und buchstäblich das Leben rettet, wie sie die traurigen, müden Augen der Menschen wieder zum leuchten bringt.
Nicht nur die Musik – allein die Tatsache unseres Besuchs und die überbrachten Grüße aus Deutschland machte den Menschen viel Freude und schenkte neue Hoffnung.
In Trochizbenka wurde humanitäre Hilfe und Weihnachtsgeschenke übergeben.
5 Blutzuckermessgeräte samt Teststreifen und ein paar andere Kleinigkeiten (Vitaminbrausen, Paracetamol und Erkältungstees, die wir in Berlin als Spende erhielten) empfing die Krankenschwester Liliya Schwetz. Lilia ist die einzige Medizinerin, die im Ort geblieben ist und sich um die Kranken in Trochizbenka sowie vier weiteren Dörfer an der Frontlinie kümmert.
Herzlichen Dank an die anonyme Spender, die uns die neuen Geräte verschenkten.
Kosten für dazugehörenden Streifen:
Teststreifen für die Geräte ONE TOUCH VERIO x 2 = 66,91
Teststreifen für die Geräte CONTOUR NEXT x 4 = 93,04
Gesamt: 159,92 €
Aktion “WISSEN SCHENKEN – FRIEDEN BRINGEN”
Im Kindergarten von Trochizbenka übergaben wir Weihnachtsgeschenke für die Kleinen – Ausmalbücher und Buntstifte.
Für die Schulkinder haben wir Bücher eingekauft – Enzyklopedien, “Märchensammlungen aus aller Welt”, “Geschichte der Ukraine in Märchen und Legenden”
(Kosten für Bücher zusammen: 8440,00 UAH, Buntstifte für die Kleinen: 764,00 UAH)
Da zur Zeit viele der Kinder wegen Schulferien nicht im Ort waren, übergaben wir die Bücher an die zivil-militärische Verwaltung des Ortes, die die Schule betreut. Sobald der Unterricht anfängt, werden die Bücher in der Schule an die Kinder verteilt.
Mit dem Einkauf von Heizgeräten für die Schule entschlossen wir uns noch abzuwarten – vor Ort haben wir erfahren, dass es Hoffnungen gibt bis zum Schulanfang die Beheizung der Schule wiederherzustellen, die zivil-militärische Verwaltung des Ortes bemüht sich zur Zeit um den schnellen Einbau von Feststoffkesseln und den Einkauf der Heizkohle.
Der Kindergarten wird bereits einigermaßen beheizt. Zwar wurde er während der Beschüsse beschädigt und es muss dort noch einiges renoviert werden. Jedoch bemerkten wir, dass man hier mit viel Herz wieder aufbaut und alles mögliche tut, um den Kleinen einen gemütlichen Hort zu bieten.
Die zivil-militärische Verwaltung von Trochizbenka, vor allem ihr Leiter Ruslan Tkachuk erwies sich als sehr kooperativ und unterstützte uns während der Reise (Auskunft, Begleitung, Passierscheine) Vor Ort setzt sich die Verwaltung stark für die Versorgung der Bevölkerung, Wiederherrstellung der Infrastrukturen und Wiederaufbau der Häuser ein, was unter gegebenen Umständen nicht einfach ist, denn nicht nur die Wiederaufbau angesichts des Budgetmangels, sondern selbst die Arbeit im Büro – ein unbeheiztes Gebäude mit Aussen-WC – wird durch die Außentemperaturen (zum Zeitpunkt unseres -20 bis -28 Grad) zu einer Heldentat.
Trotz Kälte, Geldmangel und weiteren Beschüssen setzt man alles daran, um den normalen, friedlichen Alltag im Ort wieder einzuführen. Es gibt im Ort sogar eine funktionierende Musikschule.
In Slowjansk trafen wir Andrij – Freiwilliger und Mitbegründer der Wohltätigkeitsorganisation
Am letzten Tag übergaben wir ihm 250 Euro für seine Organisation zwecks Einkaufs warmer/wärmender Sachen (Thermo Unterwäsche, Wasserkocher, Heizgeräte etc) sowie Wartung und Auftanken der Transportfahrzeuge.
Da wir zu der Zeit der orthodoxen Weihnachten reisten, kauften wir natürlich auch etwas Süssigkeiten und Tees ein, die wir nach manchen Konzerten an die Menschen verteilten.
Auf unserer Reise konnten wir mit vielen Menschen reden und hatten einen Einblick in die Sorgen und Nöte der vom Krieg gezeichneten Gegenden. Eigentlich fehlt es dort an allem – viele Existenzen sind ruiniert, manche Menschen können sich kaum Lebensmittel, Kleidung, geschweigedenn nötige Medikamente leisten. Außerdem ist die öffentliche Verkehrsverbindung in und zwischen den Städten nur spährlich wiederhergestellt, besonders die Dorfbewohner leiden daran. Überall fehlt es an brauchbaren Fahrzeugen.
Um zu überleben hilft man sich gegenseitig, wo man kann – die Zivilbevölkerung unterstützt die Freiwilligen und die Armee, die Freiwilligen müssen zum Teil die nicht funktionierenden Infrastrukturen ersetzen, Soldaten versorgen die schwer zugänglichen Dörfer an der Frontlinie.
Die Basisversorgung in den Orten, die nicht direkt an der Frontlinie liegen ist zwar einigermaßen wieder hergestellt, die meisten Geschäfte funktionieren, das Leben normalisiert sich nach und nach. Dennoch haben viele Menschen durch den Krieg wenn nicht ihr Leben, Gesundheit oder Familienmitglieder, dann ihre Arbeit, ihr Hab und Gut verloren.
Neben einfacher humanitären Lieferungen und Unterstützung beim Transport ist es daher besonders wichtig den Aufbau der Existenzen und Bildung zu unterstützen. Wir knüpfen zur Zeit immer neue Kontakte und tauschen Ideen diesbezüglich aus.
Aber das wichtigste ist es die Menschen moralisch zu unterstützen, ihnen das Gefühl zu geben, dass man sie nicht vergessen hat! Es ist wichtig sie mit Musik, Kunst und einfach mit menschlicher Wärme und Zuwendung von ihren Wunden und Schmerz abzulenken. Das gibt ihnen Kraft weiter zu arbeiten und das Land wieder aufzubauen. Das gibt ihnen Ruhe und Stärke, die sie brauchen um sich zu versöhnen.
Wir sind sehr glücklich, dass wir diese musikalische Reise machen konnten und hoffen bald wieder die Ostukraine zu besuchen.
Herzlichen Dank für die Kooperation an:
Команда психологічної інтервенції „BLUE ANGEL Ukraine“
Трьохізбенська ВЦА
Благотворительный Фонд „Славянск Возрождение“
Ruslan Tkachuk Эдуард Кулинич Vadym Karpenko
Herzlichen Dank an alle unseren Spender und Unterstützer!
Fotobericht HIER
P.S. Weitere Videos sowie sämtliche Belege folgen